Dienstag, 27. November 2007

Cusco und Manchu Picchu

Peru ist ja unglaublich gross, und so sitzt man auch gerne mal in einen Tag in einem Klapperbus auf einer Schlaglochpiste. Fliegen will ich aber nicht, denn ich will ja was vom Land sehen. Den Titicacasee entlang geht es über den/die Altiplano (Hochebene) eine Steppe gesäumt von Schneebergspitzen. Es wird dann auch empfindlich kalt im Bus, der angeblich Heizung und Video hat. Keins von beiden ist der Fall und Nachts ist´s dann eben dunkel und kalt, klar.

Cusco ist ja sehr hübsch. Winkelige Gässchen, nette Handwerkslädchen, wuchtige Inka-Grundmauern und an jeder Ecke steht eine Indigena mit Lama, oder ein paar buntgeschmückte Kinder mit Lämmchen auf dem Arm, um sich von den Touristenscharen fotografieren zu lassen. Erhält sowas das Brauchtum? Ich glaube nein. Etwas müde vom südamerikanischen Disneyland Cusco machte ich mal einen Ausflug zu den Inkaresten in der Umgebung. Das ist ja gar nicht so einfach, wenn man das nicht mit einer org, Tour macht. Es gibt Minibusse, die fast überall hin fahren, aber keiner weiss wo die abfahren. Es gibt grob geschätzt sicher 50 Nahverkehrsunternehmen in Cusco und jedes ist auf einem anderen Hinterhof. Und die fahren dann auch nicht zu den Ruinen sondern zu den Dörfern. Ich hatte mir die ganze Hand voll Ortsnahmen geschrieben, die ich mir nicht merken konnte (z.B. Ollantaytambo) und hab es dann doch geschafft einen Bus zu erwischen, der mich dahin fuhr, wo ich hinwollte. Genauso wie noch 4 andere taperere Recken, die auch in meinem Bus sassen, mit denen ich dann den Tag die Wunder der Umgebung entdeckt hab. So hatte ich dann doch auch noch meine Reisegruppe gefunden ;-).Wir fanden gemeinsam die Salinas, ein Berg mit hunderten angelegten Becken. Durch diese wird warmes Salzwasser aus einer Quelle geleitet. Diese stammen noch von den Inkas, werden aber immer noch genutzt. Mich wunderte wo das ganze Salz herkommt, und ob der Berg mit der Quelle nur noch eine Hülle ist...

Ausserdem entdeckten wir Moray, dass entweder ein Ufo-Hafen ist (evtl. mit unsichtbaren UFO...) oder - und das ist wahrscheinlicher- ein Versuchslabor der Inkas über unterschiedliche Klimastufen durch Terassenbau.Auch Manchu Picchu wollte ich auf gar keinen Fall mit einer organisierten Reisegruppe besichtigen, sondern im Morgengrau auf dem Berg die Sonne aufgehen sehen. Die Gruppen reisen Mittags an, trampeln zu tausenden 2 Stunden durch die Ruinen und sind dann wieder weg. Nix für mich, das lohnt die mühe nicht. So schnaufte ich tapfer in der Morgendämmerung die schroffen, surrealen Berge rauf, um oben dann 2 Stunden im strömenden Regen zu stehen und auf eine Wolkenwand zu sehen. An dieser Stelle kamen dann auch die Leute an, die 4 Tage lang den Inkatrail zum Manchu Picchu gelaufen sind (auch so eine beliebte Kurzreise für Amerikaner). Das war schon eine merkwürdige Stimmung, kommt wieder eine Gruppe um die Ecke, stöhnt entäuscht, fotografiert sich vor der Wolkenwand und wird von ihrem Führer weiter getrieben (ohne Guide darf man nicht auf den Inka Trail und die hatte dann auch schon fast Feierabend, und keinen Bock mehr, also huschhusch weiter).
Aber nach einigem Warten und ich wieder ganz allein, rissen dann die Wolken auf und Manchu Picchu kam zum Vorschein. Wow, mir verschlug es den Atem. Die Berge sind unglaublich Schroff und der Einzige Zugang war frühre der Inka Trail. Das war so ergreifend, dass ich dort erstmal ein paar Stunden sass und staunte.
Als es dann "unten" etwas leerer wurde, streunte ich noch den Rest des Tages durch die Reste dieser beeindruckenden Anlage. Riesige Felsblöcke ohne Zwischenräume zusammengesetzt und das ganze in einem Bergpanorama der schroffesten Art. Echt unglaublich. Ich hab den ganzen Tag nur gestaunt.
Auf der Rückfahrt mit dem Zug (andere Verkehrsmittel gibt es nicht, die in die Nähe führen, die Gegend ist zu schroff) winkten wieder mal Kinder am Wegesrand, die die Sensation des Tages bestaunen: Touristen in Zügen. Diese staunten zurrück.

Der Titicacasee, feeling blue

Von Gwen in La Paz ging es im Minibus 4 Stunden zun Titicacasee. Das war schon ganz schön abenteuerlich, z.B. wurde der Bus mit einem flosartigen Boot über einen Seearm gesetzt, während die Passagiere mit einem prähistorischen Motorbótchen übersetzten. Wieso man nicht zusammen fuhr war mir nicht ganz klar. War denen das Floss zu unsicher für die Leute? Aber die hängen doch auch sicher an ihrem Bus?

Copacabana (da war einem der Ohrwurm schon sicher), ist ein schäbbiges Touristennest, aber immerhin Boliviens einziges Strandbad. Und wie nett, es wurden neuen Autos eine Massensegnung gegeben. Braucht man hier auch...
Schnell weg da übern See zur Isla del Sol. Cocablätter helfen auch gut gegen Seekrankheit...

Auf knapp 4000 Metern sein Gepäck auf steinigem Pfad auf Drachenfelshöhe zu tragen ist schon echt anstrengend. Aber es hat sich wirklich gelohnt. Meine Hospedaje hatte kein fliessend Wasser und keine Steckdosen, dafür aber diesen Blick aus meinem Bett.Der Himmel und das Wasser und die Luft habe alle denkbaren Blautöne. Es ist, als würde man noch nie wirklich blau gesehen haben. Meine hurzeligen Wirtin wollte wissen, ob es sowas in Deutschland nicht gibt. Ich versuchte ihr zu erklären, dass in Deutschland das blauste Blau noch irgendwie grauer ist.
Es gab nette Wanderpfade über die Insel, auf denen ich fast immer allein war, bis auf eine halbe Stunde. Da kamen mir ein grosses Boot voll amerikanischer Touris entgegengetrampelt, die wohl noch einen Tag Urlaub mehr als Manchu Picchu entbehren konnten.
Ansonsten war es unglaublich still und friedlich (die einzigen Verkehrsmittel sind Esel und Lamas) und sehr sehr mystisch blau.
Das haben wohl auch schon die Inkas so gesehen, denn sie vermuteten hier den Geburtsort ihrer Kultur und haben einige mehr oder weniger gut erhaltene Gebäude und Tempel gebaut.
Ich setze die Isla del Sol auf der Liste der allerschönsten Orte der Welt mal ganz weit nach oben. Ich wäre gern noch länger als 2 Tage geblieben, aber Peru ist so gross und ich hatte ja fast noch nichts davon gesehen.
Wer mehr über die Isla del Sol lesen will
Gwen war kurz nach mir da ;-)

Dienstag, 20. November 2007

Gwen und Susanne in Bolivien

Gwen geht es ausgezeichnet. Sie hat einen ganz niedlichen bolivianischen Spanischakzent, hört sich wie empörter Singsang an, sehr süss, aber schwer zu beschreiben. Sie kommt in La Paz super zurecht, kennt sich so gut wie ne Einheimische aus, und hat mir für die Vormittage, in denen sie im Colegio war, spannende Frühstückslokale und sehenswürdigkeiten vorgeschlagen, die in keinem Reiserführer stehen, sehr urig.
überhaupt is La Paz eine wunderbare Stadt, ich würde sie in keine andere Stadt leibewr wünschen als dort hin. Es ist ethnisch sehr bunt gemisch, (Gwen kennt alle unterschiedlichen Indigenas), es ist friedlich, aber sooo hoch! Neben Schwindel und Müdikeit, fliegt einem auch noch die Kugel aus dem Deoroller, kein Schertz ;-)

Damit ich nicht die einzige bin, die weiss wie Gwen jetzt aussieht, schmeiss ich Euch jetzt mal mit ein paar Bildern zu.

Hier sind wir glücklich wieder vereint, beim hyperaromatischen Trinktütchen schlürfen. Hier gibts lecker Suppe mit Hünerbeinchen, und schwarzen Kartoffeln, denen Gwen aber etwas kritisch gegenübersteht. In ihrer Familie gibt es aber, wie mir schien, jeden Tag dubiose Kartoffelvariationen, von dehydrierten bis blassbeigen, dass ich später ihre Skepsis besser verstehen konnte.Hier ist Gwen im Turnoutfit auf dem Balkon des tollen Hotels, das sie mir reserviert hat. Dahinter ist die Citz von La Paz.Hier ist die Aussicht über den Hexenmarkt, mit der Kirche, die die Hauptsehenswürdigkeit ist und dem üblichen Verkehrschaos. Nur einen Tag war es verblüffend ruhig. Das haben alle Trufis (Sammeltaxis mit fester Rute), Mini- und Mikrobusse und Taxis für billeren Diesel gestreikt. Gwen meinte, das wäre schon mal gewesen, und da wären die Streikbrecher an allen Ecken mit Steinen beworfen worden. Raue Sitten...Streiks und Demos gibt es da wohl jeden Tag einige. Eine Demo, die ich gesehen habe waren von Aymaras, die früher gebrauchte Kleider verkauft haben. Dagegen wurde ein Gesetz erlassen um den Einheimischen Textilmarkt zu schützten. Das hat mir ein alter spanischstämmiger erklärt. Als ich ihm sagte, das wäre doch ein gutes Gesetz, wurde ich entsetzte Zeugin einer rassistischen Tirade. Das interethische zusammenleben ist offensichtlich problematisch.
Hier ist Gwen mit ihrer NEUEN Bolivienfahnen Mütze.Hier haben wir etwas Coca gekauft, und Gwen zeigt mir wie man das kaut. Keine Sorge, dass ist genauso harmlos wie Kaffee, und hilft super gegen meine Höhen Krankheit. Schmeckt etwas grasig bitter, und macht einen tauben Mund.Hier sagt Gwen bei ihren Bolieltern bescheid, wann wir zum Essen kommen. Die öffentlichen Telefone sind an Süsigkeitenbuden.
Das war sehr nett und herzlich bei den Eltern, und es gab wirklich intersassantes Essen. Gwen hat es wirklich sehr gut bei denen und bekommt hier viel mehr vom "echten" Bolivianischen Leben mit als in den Schickimickihaushalten anderer Gasteltern.
Hier verkabelt Gwen gerade meinen "Balkon", um mir die neusten Reagaton hits vorzuspielen, ihre Tänze vorzutanzen, und mir ein paar Bilder zu zeigen. Der öffentliche Verkehr ist mir auch noch nach 4 Tagen ein Rätsel. Aber meine grosse Tochter schnappt sich hier denb richtigen Minibus nach Alto Obrajes.

Es war wirklich ein wunderschönes Erlebnis, Gwen in ihrer neuen Welt zu erleben. Ganz stolze Mutter, etwas traurig aber auch froh, dass sie sich so gut zurechtfindet, gings für mich weiter an den Titicacasee, wo "I feel blue" eine ganz neue Bedeutung bekommt....

Donnerstag, 15. November 2007

Die Hochzeit von Christoph und Erika

Die Hochzeit von Christoph und Erika war ein rauschendes Fest und es war eine tolle Erfahrung für mich bei einer echten peruanischen Hochzeit mitfeiern zu dürfen.
So glücklich sahen die beiden aus.
Mittags hat sich Erikas Familie erstmal aufgehübscht. Dazu ging es dann in den kleinen Friseursalon um die Ecke um sich erstmal interssante Frisuren machen zu lassen. Mit Kiloweise Haarklammern und Spray und Glitzergel. Hier bin ich mit den Streuengelchen.Nach der Kirche verschwanden die beiden in einer unglaublichen Limosine erstmal 2 Stunden zum fotografieren. überhaupt sind hier Fotos anscheinend noch wichtiger als in Deutschland.Als die beiden dann endlich wieder da waren, ging die Feier los mit sehr viel Tanzen, Pisco sour und lecker Essen. Christoph und ich, die einzigen Gringos, haben sich wirklich tapfer bei den ganzen Latinotänzen geschlagen. Es war echt lustig.
Da es für meine Schuhgrösse keine coolen Silberschläppchen gab, (so "riesige" 41ger Füsse gibt´s hier nicht), war ein Stilbruch nicht zu verhindern. Das hatte aber den Vorteil, dass ich nicht wie die meisten Frauen, von Fussschmerzen getötet wurde.Nach dem offiziellen Teil wurde mit viel süssen Wein und gemütlichen Klamotten bei Erikas Familie weitergefeiert. Als Christoph dann mal "Völlig losgelöst" und lustige 80ger Discokracher auflegte, wussten zur Abwechslung mal die anderen nicht, wie man dazu um Gotteswillen tanzen soll.
Wirklich tolles Fest!

Dienstag, 13. November 2007

Pisco und Isla Ballestas

Vor der Hochzeit hab ich einen zwei Tagesausflug machen, um noch etwas mehr als Lima in meiner ersten Woche Peru zu sehen. Dafür suchte ich mir die Isla Ballestas (scherzhaft: Galapagos für Arme) aus, da mir ja in Ecuador leider für Galapagos die Zeit gefehlt hat.

Dafür wollte ich zwei Tage in Pisco bleiben um von da aus zur nahen Insel zu fahren. Prima Plan, wie vielleicht helleren Köpfchen als ich schon aufgefallen ist. Als ich ankam, fiele es mir auch wieder ein: Pisco war das Epizentrum des verherenden Erdbebens vor knapp 3 Monaten. Und da es fast keine Unterstützung vom Staat und Militär gegeben hat, sah das auch noch grauenhaft aus. Schätzungsweise jedes dritte Haus war eine Ruine oder ein Trümmerhaufen
Wie im Trance trotte ich zu dem Hostal, dass ich mir ausgesucht hatte, dass gerade vor der Wiedereröffnung stand. Der enthusiastische Eigentümer hatte aber auch noch ein paar Gästezimmer in seinem Haus, dass unversehrt war, war sehr froh, dass jemand kam und zeigte mir seine Fotos von der Katastrophe. Er erzählte, dass der Boden so geschwankt hat, dass man sich nicht auf den Beinen halten konnte und dass allein 300 Menschen gestorben sind, die in die Kirche geflohen sind, deren Dach eingestürtzt ist. Ich war so geschockt und beschämt, so naiv dahingereist zu sein. Meinem ersten Impuls so schnell wieder abzureisen wie geht, bin ich aber nicht gefolgt, weil er meinte, sein Schwiegervater würde Touren zu der Isla Ballestas organisieren. Da wollte ich ja auch ursprünglich hin, und mit meiner Abreise hätte ich auch keinem genutzt, im Gegenteil. Vielleicht hätte ich mich auch einfach noch mehr geschämt, einfach wieder abzuhauen, was die Leute da nicht so leicht können...

Das Haus des Schwiegervaters war zusammengestürtzt, ihm und seiner Frau ist aber zum Glück fast nichts passiert. Er brachte mich durch die Stadt zum Hafenbus. Dabei zeigte er mir Baulücken, die 3 Sterne Hotels gewesen waren, die Kirche, von der nur noch die Türme standen, und betonte immer wieder wie froh er ist, dass jetzt die Touristen wieder kommen. Mir standen die Tränen in den Augen.


Im Hafen, von dem die Touren losgingen, eine halbe Stunde von Pisco entfernt, waren dann auch wieder Touristen, die mit Tagestouren von Lima angekarrt wurden, um nichts von der Verwüstung der Gegend zu sehen.

Die Tour zu der Insel war aber trotzdem schön. Es ging vorbei an mystischen Zeichen im Fels, die nur leicht vom Sand bedeckt sind und vermutlich eine uralte Verherlichung von haluzinogenen Kakteen sind. Es gab ganz viele Tiere aus den Nähe vom Schiff aus zu sehen, wie Seelöwen, Piguine, Pelikane, springende Delfine, rot gelbe Krabben und Seevögel in allen Grössen und Schattierungen und Fischer die riesige Kraken aus dem Wasser holten.Das waren ein schöne aber auch sehr bitterer zwei Tage. Ich wäre sicher nicht in das Katastrophengebiet gefahren, wenn ich es gewusst hätte. Aber ich möchte diese Erfahrung, im Nachhinein nicht missen.
Hilfe aus dem Ausland ist wirklich wichtig, denn der Staat Perú hat hier nicht viel getan.


Es hier geht demnächst heiterer weiter, Erikas und Christophs Hochzeit und
Gwen in La Paz, wo ich gerade bin. Es ist wundvoll meinen gossen Schatz wieder zu sehen.
Und nur ganz kurz: Ich bin total stolze Mami, wenn ich sehe wie klasse sie hier zurecht kommt. Macht Euch zuhause keine Sorgen, Gwen ist weiterhin toll wie immer ;-).

Donnerstag, 8. November 2007

Lima

Beim nächtlichen Landeanflug auf Lima wurde mir erst klar, wie riesig gross das ist: ein Lichtermeer bis zum Horizont, unglaublich. Christoph, Erika, ihre Schwester mit Freund und ihre Tante bereiteten mir einen schön grossen Empfang am Flughafen. Bei einer Stunde im Taxi vorbei an Kasinos und Strassengewimmel wurde mir klar, Lima ist wirklich verdammt gross! Nach einem kleinen Zwischenstopp im Hotel und einer weiteren Taxireise durch die Riesenstadt gings mit allen auf die Piste. Wir sassen auf einer Veranda überblickte man die Partymeile und drinnen wurde heiss getanzt. Gut, dass Christoph auch da war, so war wenigstens einer grösser als ich ;-).


Am nächsten Morgen gab´s meine erste Incacola, das peruanische Nationalgetränk (schmeckt nach Automatenkaugummi, aber lecker)
Dann gings gemeinsam in eine Park, der alles mögliche zur Kinderbelustigung hatte: Tretboote im Fischteich, Spiellandschaften und eine echte kleine Eisenbahn
Danach gab es bei der Erikas wunderbarer, grosser Familie eine Willkommensfeier mit Pachamanka. Das ist ein traditonelles Gericht aus Hühnchen mit Kräutern, Pellkartoffeln, dunkelroten Süsskartoffeln, Yuka, dass in Tüchern in einem Erdloch mit Kohle und aufgeheizten Steinen gegart wird. Das war sehr spannend und unglaublich lecker.
Anschliessend gab´s meinen ersten Pisco Sour und es wurde viel getanzt. Ich habe meine ersten Versuche im Reagton tanzen gemacht. Das ist ganz schön unanständig, aber Erikas Schwester erklärte mir auch was geht, und was ordinär ist. Ist ja wichtig zu wissen. ;-)
Das war ein toller Abend, besonders weil alle so lustig und herzlich waren.


Am nächsten Tag hatte ich dann endlich Zeit ein bischen Tourismus zu machen und mir das historische Zentrum anzusehen. Dazu fand ich wieder ohne zu suchen einen freiwilligen "Reiseführer" der mich zu ein paar Sehenswürdigkeiten begleitete und mit Anektoten und Ansichten gut unterhielt. Plaza de las Armas
Prächtige Goldkirchen mit Jesus in IndiotrachtKleintierhandel in den Strassen von Limas Chinatown
und Geschäften mit zombiehaften Schaufensterpuppen.

Hier könnete ich Monate verbringen ohne mich zu langweilen, oder auch nur ansatzweise alles gesehen zu haben.

Ansonsten hab ich meinen Flug nach La Paz gebucht, um Gweni schnell nach der Hochzeit zu besuchen. Und ich hab mir ein Kleid für die Hochzeit machen lassen (kostet hier nicht viel), um mich, wie hier üblich, glamourös aufzubretzeln. Das war sehr witzig, den die haben wohl noch nie was für eine so gigantische Frau wie mich gemacht - dickere vielleicht, aber noch nie für so ne Grosse. Morgen soll es fertig sein, und ich bin schon sehr gespannt, ob die das hinbekommen haben...

¡Hasta luegito, Ecuador!

Hier noch der letzte Rest von Ecuador, dem Land, dass nach Koriander,Ají und zu wenig Salz schmeckt; wo einige Männer ein Aftershave benutzen, dass vermutlich aus Benzin, KakerlakenEx und Klostein gemischt wird; wo man mehr als genug Reis, Kochbnanen und Choclo (Mais) zu essen bekomment, wo man Moskau von Dschingiskahn für ein sozialistischen Kampflied hält; und das riesige Berge, wilden Urwald und Küste ganz nah beieinander hat; wo man ständigig stolpert, auch wenn man aufpasst; und wo die Menschen so herzig, neugierig und offen sind, dass ich mich nie alleine gefühlt habe.
Den Chimborazo (den zweitschönsten Berg nach dem Drachenfels) hab ich zwar gesehen, aber nicht sehr fotogen im Dämmerlicht mit ein paar Wolken. Drum zeig ich Euch anstelle dessen noch den Tungurahua, den ich von Baños aus immer nur kurz gesehen habe, dann aber um so besser aus dem Busfenster dampfend:
Das kleine Mädchen dass am Souvinierstand ganz stolz war fotografiert zu werden.
und Ecuadors Antwort auf den Weckmann, den es zum "día de los muertos" gibt, zusammen mit einem dunkellila Getränk aus Brombeeren, lecker!Hier der Blick über Quito im Hagel so gross wie Kichererbsen.
Da kam mir Quito noch sehr grossstädtisch vor. Bis ich dann nach Lima kam...

Freitag, 2. November 2007

Riobmba und der Zug

Hallo ihr lieben Kommentarschreiber und ihr lieben LeserundSchweiger. Ganz schön still bei Conet, habt ihr gerade Stress? ;-)

Nach dem touristisch sehr erschlossenen Baños, wollte ich gernen noch was "echtes" Südamerika sehen. Dafür war Riobamba eine gute Wahl. Es ist eine 160000 Einwohnerstadt umgeben von riesigen Bergen, die man wenn gerade mal keine Wolken sind von überall sehen kann, wie z.B. den schneebedeckten Chimborazo (höchster Berg von Ecuador, über 6000m, voll der gigantische Brocken!)

In Riobambacity gibt es nichts anderes, soweit ich das in den paar Tagen gesehen habe als Handel. In jedem Haus ist ein Geschäft, dass irgendwelchen Krams verkauft. Dazu riesige Markthallen.


Ausserdem gibt es in Riobamba schöne Parks und Plätze wo sich die Leute treffen zum Plaudern, Sonnen, Salchipapas (Ecuadors Antwort auf die Currywurst, nur ohne Curry) essen, Schuheputzenlassen oder Verschnaufen.
Dort sass ich gerne um etwas Zeitung zu lesen. Die beste, El Comercio, hat gerade mal 2 Seiten internationales, und die auch noch weit hinter "der besten Kinderernährung" u.Ä. Das einzige was es da von Deutschland im letzten Monat zu lesen gab war dass im Osten eine Kirche versetzt worden ist. Muss ja ganz schön friedlich bei euch sein ;-))

Aber zum Zeitungslesen kam ich selten, da die freundlichen, neugierigen Leute ganz begeistert sind, wenn sie mal ne Gringa treffen, die Spanisch kann. Wieviel Kinder, Brüder ich hab, wie alt ich bin und wieviel ich verdiene, ist so dass Standartgespräch. Ausserdem viele Komplimente ob meines aussergewöhnlich schönes Aussehens und viele Angebote mir irgendwas hübsches in der Stadt zu zeigen. Hier wird man echt gehegt und gepflegt. Dabei sind aber aussergewöhnlich wenige Nerver und blöd anmacher dabei.
Manchmal ist einer dabei, der gegen den kulturellen Verfall kämpft. So gibt es in Riobamba kein einziges Kino, kaum zu glauben! Oder einer war schon mal ein paar Jahre in Deutschland, ist jetzt zurück um seinen alten Vater zu pflegen und hat einen kleinen Karton mit 10 Hühnern fürs Dorf gekauft. Das war alles spannend für ein paar Tage.

Aber eines Morgens kamen die Touristen dann doch in Scharen, denn es gibt auch noch eine uralte Bahnstrecke, auf der ein alter Zug 3 mal die Woche fährt. Als normaler Transport wird der selten genutzt ist auch echt sehr klapprig. Aber die Strecke ist wunderbar, die Landschaft wildromatisch und man fährt durch hübsche Indiodörfchen mit buntgekleideten winkenden Leuten und allem möglichen Vieh. Früher fuhr man da auf dem Dach, aber jetzt ist das verboten. 2 Leute wurden da von wildverlegten Elektrokabeln runtergerissen. Also musste man jetzt drinnen sitzen.
Das wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn ich nicht ein Fenster gehabt hätte, dass fast nur aus Strebe bestanden hätte. Dazu sass um mich eine Gruppe von 30 Holländern in Ponchos, die munter Brot und Kaas und Kopjes Koffie verteilten. Der wahre Gruppenreisealptraum! Ich flüchtete auf die Aussenbalkone zwischen den Wagen, aber die wollten dann auch aller raus. Da konnten die Zugleute dann aber nicht mehr richtig an die manuellen Bremsräder. Ich erzählten dem Bremser, dass ich aber drinnen nix sehe. Und so besorgte er mir einen Platz auf dem Wagen, der neue Schwellen auf der Strecke verteilte. Und da konnte ich dann aber richtig gut sehen.
Die Strecke ist grösstenteils in den Fels gesprengt und ging an Lamas und blühenden Kakteen vorbei. Von Zeit zu Zeit fuhr mal ein Passagier mit ins nächste Dorf.

Manchmal wurden Schwellen abgeladen. Steinbrocken auf der Strecke, die frühzeitig gesehen wurden , räumte man schnell weg. Manchmal kam es zu kleinen Entgleisungen, die aber die "Bremser" konnten auch wieder Eingleisen und kleine Schäden beheben. Wenn gerdade nix zu tun war, stapelten sie mir Schwellen, dass ich auch bequem sitze. Machten mich auf sehenwertes an der Strecke (Brückchen unter uns, die so schmal waren, dass man sie vom Zug aus nicht sah, Wasserfälle, die älteste Kirche Ecuadors, interessante Felsen, verlassenen Dörfer) oder erzählten, erzählten, dass beim Bau der Strecke 3000 Sklaven gestorben sind, oder dass sie im Monat 300$ verdienen. Sie wollten alles über den ICE wissen und übers deutsche Eisenbahnnetzt, und über automatische Bremsen in deutschen Zügen. Das bin ich mit Cesar.
Und hier noch ein Bild für die Freunde Susanne mit bekloppten Hüten ;-)
Danach ging es weiter nach Quito, wo ich im stömenden Eisregen Nachts ankam. Und jetzt geht Ecuador auch schon zuende, in ein paar Stunden geht mein Flieger nach Lima. Schnief...