Sonntag, 20. April 2008

Mumbai und Goa

Als ich im Nachtbus von Udaipur nach Bomby aufwachte, sah ich Slums bis zum Horizont, Menschen schlafend im Strassendreck, manchmal mit Mueckennetz meist ohne. Ueber 1 Millonen Menschen leben in Bombay in Slums. So ein Elend wie hier in den Aussenbezirken habe ich noch nie gesenen. Im krassen Gegensatz dazu ist die Innenstadt propper und gruen, es gibt oft sogar Buergersteige(!) und die Kolonialbauten sind im guten Zustand. Die Haendler, Bettler und Taxifahrer (Rikschas sind in der City verboten) versuchen einen uebel uebers Ohr zu hauen, so krass war bisher nur Delhi. Aber im Vergleich zu Delhi ist hier alles relativ westlich zivilisiert und sauber. Aber das unglaubliche Elend der Armen ist auch in der schniecken Innenstadt sichtbar, wenn z.B. eine Mutter mit ihren 5 Kindern (das aeltestes vielleicht 6 Jahre alt) auf dem Gehweg schlaeft. Ich werde mich nie daran gewoehnen da einfach drueberzusteigen.Das Gate of India haben noch die Englaender gebaut, aber kurz nachdem es fertig war, war Indien auch schon unabhaengig. wurde ich dann auch fuer Bollywood entdeckt. Die suchen immer "exotische" Auslaender als Statisten. Leider waren an meinem Drehtag die Hauptdarsteller krank. So war meine Filmkarriere dann auch schon wieder vorbei. :)Aber manchmal merkt man selbst hier noch, dass man in Indien ist. So gibt es im ganzen Land anscheinend keine Speisekarte, die nicht klebt und fast unleserlich vor Schmier ist. Teilweise kleben auch noch ganze Fliegenkolonien darin.
Und dann gibt es in Mumbai auch noch viele Maenner, die sich als wunderschoene Frauen auftreten, nur wesentlich frecher und provokativer, als die normale Inderin. Diese werden als heilig verehrt und muessen z.B. in Zuegen nicht bezahlen. Transvestiten haben es hier offensichlich wesentlich leichter als bei uns.

Bei Zuegen, Bussen und allen engen Tueren gilt: alle steigen gleichzeitig ein und aus. Dazu wird dann gerne noch aus der 2ten Reihe Gepaeck ruebergereicht.
Hier ein paar Spuelerinnen.
Vor Mubai liegt Elephantisland, mit drolligen Affen, vor deren Raubueberfaellen man aber auf der Hut sein musste.Hier sind sie aber mit Saeglingspflege beschaeftigt.Die Hauptatraktion ist aber der Tempel, der als Hoehle in den Fels gehaune ist. Da gab es Shivareliefe, die die Portugiesen aber als Schiessstand benutzt haben. Trotzdem war noch genug erhalten, um tief beeindruckt zu sein. Shiva ist der Gott der Zerstoerung. Diese ist aber fuer den Neuanfang und das Bestehen in der Zeit notwendig. Drum hat dieser 7 Meter hohe Shiva 3 Koepfe, links den maenliche Zerstoerer, in der Mitte das Sein und rechts, der weibliche Teil Shivas steht fuer das Entstehen.
Auf dem Bahnhof wimmelt es von Leuten, die wegen unglaubliche Verspaetungen ein paar Tage auf dem Bahnhof warten, Lasttraegern, Zeugverkaeufer. Mein Ueberland Zug nach Goa war aber relativ puenktlich und am naechsten Morgen, freu ich mich hier, noch leicht zerzaust, dass es endlich gruener wird.
In Goa packte mich dann der grosse Blues, dass meine Reise schon so schnell vorbei geht. Dazu kommt, dass es aus einiger Entfernung absurd oder kaum zu schaffen, scheint, was ich da den Tag ueber alles so machen muss. Dazu kommt, dass ich diese Mischung aus hier-haengen-gebliebenden Hippies, die glauben vom kiffen wird man heilig, und rotgebrannten Englaender, die glauben von saufen wird man erholt, gerade nicht so betoerend finde.
Mir gefaellt aber gut, dass man in meiner spottbilligen Huette am Strand das ausergewoehnlich schoene Rauschen des Meeres hoeren kann. Auch hier Kuehe: Nachbarn leihen mir ihr Boogibord (Surfbord im liegen) das sauviel Spass macht. Ansonsten ist das Wasser badewannenwarm, es sind feuchte 42 Grad und ich bin dauernd im Wasser. Besonders schoen sich im Vollmondschein auf dem spiegelblanken Meer teiben zu lassen.
Aber in Goa und Bombay fehlte mir doch das richtige Indien, dass ich mich von da auf nach Hampi machte.

Sonntag, 13. April 2008

Udaipur

Sorry, ich muss Euch mal wieder mit Bildern zuschmeissen, aber Indien ist sooo optisch...
Udaipur, mit seinem malerischen Seen, war mir eine willkommene Abwechslung zum staubtrockenen Jeisamer. Hier wurden die Wassschlossaufnahmen von Octopussi gedreht, dass man hier ganz klein im Hintergrund sieht.Ich hab bisher noch keine Muellabfuhr in Indien gesehn. Aller Muell wird im Garten oder auf der Strasse oder am See verbrannt. Jetzt weiss ich auch, was die tausenden flackernden Lichter waren, die ich beim Landeanflug auf Delhi gesehen habe. Das fuehrt dazu, dass man Nachts in Ueberlandbussen vor Rauch von der Strasse kaum atmen kann.
Mein Killerimunsystem kommt prima mit den massiven Attaken hier klar. Und das Essen ist nicht so scharf wie ich befuerchtet habe. Besonders lecker Thali, mit Chapati-Brot, Salat, gebratenen Reis, Jogurth mit Stuckchen(?), Dhal (Huelsenfruchtpampe) und veg Curry. Jeder einzelene Teil mit einem Strauss unterschiedlicher Gewuerze, lecker und billig (ca 0,50 Euro) Nur mit der rechten Hand zu essen und Chapatistuecke abreissen ist nicht immer einfach.
Wegen dem Saison Ende war es schoen ruhig und die Leute hatte viel Zeit zum Teetrinken und quatschen. Dabei konnte ich dann auch mein Feilschgeschick etwas verbessern. Es ist, glaub ich, schon ein gutes Zeichen wenn der Haendler instaendig bittet, niemanden den Preis zu verraten, den ich gezahlt habe. Aber ich vermute, dass ich oft immer noch zuviel zahle.
Aber weil nichts los war, hatten die Rikschafahrer nicht viel zu tun, und freuten sich fuer etwas mehr als das Benzingeld lange Ausfluege in die weitere Umgebung zu machen, am liebsten mit dem Motorad. Uebers indische Land zu "rasen", in kleinen Doerfenrn halt zu und die unglaubliche Schoenheit der Landschaft zu bestaunen war ein Riesenspass. Was die Landschaft auch so schoen macht, ist, dass auf kleinsten Feldern alles in Handarbeit gemacht wird. Da sieht man handgebundene Getreidegarben, pfluegende Ochsen und Ochsen die im Kreis gehend Wasser zur Bewaesserung pumpen. Alles sehr einfach und arm, aber schoen anzusehen, und zumindest nicht so ein grausames Elend wie in den Staedten. Die Dorfleute sind sehr gastfreundich und mindestens genauso neugierig auf mich wie ich auf sie. Hier reissen sich ein paar Kinder darum noch mit aufs Foto zu kommen, dass sich eigentlich die beiden Dorfhuebschen im Hintergrund gewuenscht haben.
Ueberhaupt finden es viele Inder ganz toll fotografiert zu werden und dann auch noch das Foto direkt sehen zu koennen. Da freut sich die Touristin und die Inder auch.
Auf den Morotoradtrips hab ich viele interssante Dinge probieren koennen, wie Bidis (kleine billige handgerollte Zigaretten), Kruemel in kleinen Tuetchen, dass wie Kraeter und Weihrauch schmeckt und dass man unter staendigem Spucken im Mund aufloest, Zuckerrohr knabbern (was auch mit viel Spucken verbunden ist). Fuer die Leute war mich dabei zu beobachten ein Riesengaudi und fuer mich auch.
Das eigentliche Ziel war aber Kumbalgath, ein tutzige, riesige Fordanlage, jetzt mitten im Nirgendwo frueher an der Gewuertzstasse.
Innen viele Tempel und drumherum sehr viel Landschaft.
Manchmal bin ich aber auch mit lokalen Bussen ein bisschen durch die Gegend geklappert. Bei einem Stop, raubten einige Affen erstmal die Fahrgaeste aus (Wasserflachen, Essenstueten) andere suchen den Schatten unterm Bus.
So erreichte ich den tollen Jeintempel Ranakpur, mit kuehler "Aussichtterasse", dezent versteckten Kamasutra-Reliefen und 1444 unterschiedlichen Saeulen.
Hier haben mich indische Reisegruppen sicher noch oefter fotografiert, als die imposanten Steinelefanten.
Ueberall auch echte Tiere, es gibt kaum irgendwo auf Stadt und Land eine Strasse ohne Kuehe. Oft auch Ziegen, ein paar Hunde, marodierende Affenbanden, viele Tauben, Eselherden, die Ziegel schleppen und manchmal auch ein Elefant, der in den engen Gassen den Verkehr blockiert. Die Tiere werden alle gefuettert oder fressen die Pressabfaelle der Saftpresskarren. Die roten Hoerner zeigen, wem die Kuh gehoert. Und wer wuerde da wagen, die Heiligkeit der Kuh zu bezweifeln?
Aber der Oberhammer war das Gangor-Fest in Udaipur. Es findet zu Ehren der Hochzeit von Shiva und Pavati statt. Lord Shiva (der Zerstoerer) ist einer der wenigen vorbildlichen Ehemaenner in der Hinduh Goetterwelt. Darum fasten die kleinen Maedchen, laufen schon seit Wochen mit Blumentoepfen durch die Strassen, um Geld fuer schoene Kleicer oder die Aussteuer zu sammeln. Das machen sie, um dann die Blumen am Gangorfest in den See zu werfen und fuer einen guten Ehemann und eine glueckliche Ehe zu beten.Ausserdem gibt es Frauen, die mit Goettern auf dem Kopf durch die Stadt ziehen, eingehuellt in dicke Bluetenduftschwaden, extatisches Getrommel, eine Tanzauffuehrung auf dem See, bei der kiloweise Bluehtenblaetter geworfen werden, und ein fettes Feuerwerk, dass in Deutschland niemals durch den TUeV gekommen waehre. Die Strassen sind voll mit Frauen (die sonst in der Minderheit sind) in ihren schoensten, buntesten Gewaendern, sowas wie indischer Girlsday. Noch bunter geht wirklich nicht mehr!

Samstag, 5. April 2008

Radgstan: Jaipur, Puschkar und Jeisalmer

Mein Eindruck von Indien kippt langsam von schrecklich anstrengend zu unglaubliches Wunderland. Das liegt sicher auch daran, dass ich langsam lerne die Nerver von den interssanten Leuten zu unterscheiden. Unglaublich redselig sind sie alle.
In Jaipur war auch am Tag nach dem Farbenfest Holi alles am ausnuechtern, nur die Rikschafahrer nicht. Sobald man sich auf die Strasse traute, hatte man sofort eine Traube Fahrrad und Motorrikschas um sich, die kaum abzuwimmel waren. (und eigentlich dachte ich, ich waehre da schon ganz gut drin) Da half nur Sightseeing. hier der imposante Citypalast. Kino wird hier noch richtig verehrt. Mein erstes Kino war riesig-bombastig, duftet nach Rosen und die etwa 1000 Plaetze sind ueber 4 Vorstellungen ausverkauft. Ich sah den Film " Black and White in search for Harmony", ein 3 stuendigerSelbstmord-Attentaeter-Epos. Ich hatte etwas Sorge, dass das Thema nicht so sehr zum bollywoodmaessigen Tanzen und Singen einlaedt. Aber das war unbegruendet und das ganze Kino sang die Lieder mit. Obwohl der Film in Hindhi war, war die Handlung kristallklar zu sehen und in der Pause haben mir eine neugierige Menschentraube ("was denkt die Touristin wohl ueber unser tolles Kino?") nochmal die Handlung erzaehlt.
Der Hinduismus hat ja unsagbar viele Goetter, die dann auch noch unterschiedliche Erscheinungsformen haben und fuer jeden Geschmack und jede Gelegenheit gibt es Goetter. Die Spiritualitaet hier ist allgegenwaertig. Zum Beispiel steht vor einer schmuddeligen Masala-Tee-Bude ein zweckfreier Bretterverschlag mit einigem Staub und Muell drin. Obwohl gerade ein Bus mit Leuten angekommen ist, die alle gerne einen Tee wollen, haengt der Teekoch in aller Seelenruhe duftende Blumenketten an den Schrein des Teebudengottes und des Bretterverschlaggottes. Dazu zieht er die Schlappen aus und preist den Gott. Muellwegraeumen ist hier anscheinend kaein Bestandteil des Preisens.
Hier dein Tempel des Sonnengottes, der hoch ueber Jaipur trohnt.
Dieses Foto hat der Mann neben mir zuerst mit seiner Kamara machen lassen, um festzuhalten wie er mir einige Goetter als Anstecknadeln schenkt. Die Touristen sind fuer viele Inder genauso interssant wie andersrum. Er hatte zwischen seinen ruinoesen Zaehnen Kautabak Gewuerzmischung und meinte freudestrahlend, dass er auch die 5 Stunden nach Puschkar faehrt und jetzt meine Begleitung waehre. Klang fuer mich eher wie eine Drohung. Aber er kannte genug Geschichten ueber alle Goetter, dass das dann noch ganz nett wurde.
Puschkar ist ein heiliger See mit hunderten Tempeln, einem Dorf voll spirutueller Kiffer und Priester und Yogaschulen mitten in der Steppe. Dort hab ich mich ein paar Tage von den stressigen, dreckigen Grossstaedten der letzten Wochen erholt.
Mein Zimmer war mit Blick auf den wunderschoenen See. Der ist entstanden, weil Brahma gerne eine Manifestation auf der Erde wollte und hier eine Lotusbluete hingeworfen hat. So steht hier der einzige Brama Tempel ueberhaupt. Brahma hat, als seine Frau mal nicht so wollte wie er, einfach ne andere geheiratet. Daraufhin hat sie dafuer gesorgt, dass jeder andere Brama Tempel einstuertzen wuerde.
Die Menschen nehmen betend Baeder und uebergiessen sich mit heiligem Wasser. Viele Priester da sind ganz schoen penetrant und geldgierig, aber ein wirklich weiser, hat mir gezeigt, wie man da Blueten, Reis, Wasser und Farben opfert. Wenn es geklappt hat, sollten alle die ich kenne jetzt ein glueckiches Leben haben. Dabei trinkt man auch einen kleinen Schluck vom Seewasser. Erst anschliessend hab ich gelesen, dass (neben allem anderen) auch Ghandis Asche in den See gestreut wurde. Nun gut, hat zum Gluck nicht geschadet.
Abends waren viele Feste um den See, wo bis spaet in die Nacht monoton bis extatisch gesungen wurde. Nachts heulten die Hunde und morgens um 5 ging dann das Gebimmel in den Tempeln los, dass die Goetter auf die Betenden aufmerksam machen soll. Also so richtig ruhig war es da selten.

Die Frau neben mir hat mir einen Fuss mit Henna Ornamenten bemalt und wollte dafuer gerne ein Bild von sich und ihren Kindern zugeschickt bekommen, hier eins davon. Von da fuhr ich mit dem Sleeperbus nach Jeisalmer. Das ist eine Kombination zwischen Gepaecknetz und Kapselhotel. Man hat eine kleine Box fuer sich, in der ich noch besser geschlafen haette, wenn ich nicht wegen der Schlagloecher oefters mal 30 cm in die Luft geschleudert worden waehre.
Jeisalmer ist eine Stadt mit einem Ford mitte in der Wueste, in der naehe der pakistanischen Grenze. Das Ford sieht so aus als waehre es aus der gelben Erde herrausgeplatzt. Eigentlich ist das hier wohl recht touristisch, aber da es um die 40 Grad war und der Wind heisser und staerker als die meisten Haartrockner, war es recht ruhig hier. Und die Haendler und Guides nervten jetzt zum Glueck nicht wie sonst wo, sondern hatten viel Zeit zum plaudern und Teetrinken. Nach 3 Tagen kannte ich den ganzen Dorfklatsch und hab interssantes ueber das Kastensystem und die arrangierten Hochzeiten gelernt. Die meisten Leute sind stolz auf ihre gute Kaste, welche es auch sei, und finden arrangierte Hochzeiten sehr gut, da ihre Eltern besser wissen was fuer sie gut ist. Schwer nachzuvollziehen, aber unser Art Lebensbeziehungen auf Verlieben aufzubauen, funktioniert ja auch nicht immer so hundertprozentig.
Einen Tag wollte ich gerne in der Wueste schlafen. Das war etwas abenteuerlich, da das Wetter etwas stuermisch heiss war. Mein Kamel, Michale Jackson, hatte schon einige Dorfrennenen gewonnen. Wir waren nur zu 2 mit einem Kamelfuehrer und haben gemeinsam ein tolles Essen gekocht. James aus England hat einen uebeltrockenen Humor, dass wir neben Sternegucken auch noch viel zu kichern hatten.