Samstag, 10. Mai 2008

Varanassi

Varanassi ist konzentriertes Indien. Hier ist es verwinkelter, spiruteller, geschaeftiger, heisser (48C Mittags, frische 38C Nachts) und dreckiger als sonst wo in Indien und es gib sogar noch mehr Kuehe.Das tollste ist der Ganges. Dieser floss urspruenglich im Himmel. Shiva versteckete ihn in seinem Haaren vor einem Daemonen und brachte ihn auf die Erde. So ist er aber immer noch ein Teil vom Himmel und sehr sehr heilig. Hier sind kleine Yogaschueler nach dem Morgentraining bei der Puhja (Opfergebet)
Aber im Ganges wird auch Waesche gewaschen, Leichen verbrannt, Kinder planschen mit Schwimmreifen, es treiben Tote kuehe darauf, kahlrasierte Kinder werden Untergetaucht (die Haare wurden den Goettern geopfert), Kuehe und Tauben kacken alles zu, Betende tauchen unter, Priester verdampfen Weihrach, Haendler verkaufen alles denkbare... ein guter Ort fuer eine Bootstour
Die Burning Gath, ist die Stelle am Ufer, wo die Toten verbrannt werden. Dazu waschen die Maenner der Familie die in Glitzerpapier eingepackte Leiche im Fluss und schichten Holz auf, Leiche drauf, noch viel mehr Hoz darauf und dann zuenden sie den Haufen mit Shivas ewigem Feuer an. Das wird als Reinigung vom irdischen berachtet, aber auch als Gabe an die Goetter. Darum werden gestorbene heilige Maenner, Kinder und schwangere Frauen, Kobragebissene und Leprakranke nicht verbrannt sondern mit einem Stein beschwert in den Fluss geworfen.
Die Asche und dicke Knochen werden anschliessend in den Fluss geschuettet. Dort sieben dann Maenner den Schlamm nach Gold durch. Oft brennen hier mehr als 20 Haufen.
Das hoert sich vielleicht etwas morbide an, aber ich war sehr beeindruckt davon, dass hier Tod nicht so sehr aus dem Leben ausgegrentzt wird, sonder als Vorraussetzung fuer Leben gesehen wird.
Um ein gute Zeit in Varanassi zu haben, bedarf es einiger Ueberlebenstrategiene. Die Gassen sind so unglaublich verwinkelt, dass ich mich nach einer Woche immer noch verlief. Da war es gut den Goldkrugtraegern zu folgen (leerer Krug, sie gehen zum Ganges, voller Krug sie gehen zum goldenen Tempel) Da die Burniggath direkt neben meinem Hotel war, folgte ich aber oft ganz selbsterverstaendlich den Leichenzuegen durch die Gaesschen nach hause.
Das ander wichtige war ein kuehles Plaeztchen in der Mittagszeit. In Varanassi wird viel Seide gewebt und bestickt. Die Muster werden dabei auf Lochkarten gestanzt, die die Fadenhoehe steuern.
Bei Sonnenaufgang und Untergang waren immer alle unterwegs zum beten, opfern, rituellem Baden, bimmeln, raeuchern oder singen.
Ich hab viel Zeit damit verbracht durch die engen Gassen zu bummeln und mit den Leuten zu plaudern. Hier ist der Paan-Mann und sein Freund, die mir die Kunst des Paan(Betel) kauens gezeigt haben. In ein wuerzigscharfsaueres Blatt werden Kalzium (dass einem die Zaehne nicht rausbrechen), Nelken und Gewuerze, suesse Betelnuss, Tabak und Kokosphaser (damit man mehr zum kauen hat) gegeben. Das stopt man sich in die Mundtasche und spuckt bei Zeiten rote Gruetze. Das ist angeblich gut fuer die Verdauung und macht den Mund etwas taub und sehr rot.
Die Stadt ist voller Pilger, Priester, Gurus, Astrologen und Aschrams, so dass es nicht schwer war, an jeder Strassenecke gute religoese oder philosophische Gespraeche zu finden. Dazu gab es wie immer viel Chai, der hier aber in Tontoepfchen serviert wird, die man anschliessend auf den Boden vertruemmert.
Noch heisser waehre aber nicht mehr auszuhalten gewesen, drum ging es von da weiter nach Darjeeling in die Berge.

Samstag, 3. Mai 2008

Hampi und Hyderabad

Lieben Dank, fuer eure vielen troestenden, aufmunternden, abhaertenden und kopfschuettelden Mails und Kommentare zu meinem Goablues. Ich freu mich schon so sehr Euch wiederzusehen, dass ich den deutschen Alltag sicher auch wieder ertragen kann :)
Die An- und Abreise nach Hampi waren definitiv die uebelsten meiner ganzen Reise. Im Schlafbus vom Goa wachte ich alle 1/4 Stunde vom Durch-die-Gegend-geschleudert-werden auf, das ich in dieser Nacht lernete, mich auch noch im Tiefschlaf festzuklammern und einzukeilen. Anschliessend hatten alle Mitreisenden tagelang das ueble Gefuehl sowas wie einen Verkehrsunfall ueberlebt zu haben.
Hampi ist wunderschoen: es hat einen huebschen Fluss mit Wasserbueffeln, meinen derzeitigen Lieblingstieren, Berge die wie Steinhaufen aussehen und viele Ruinen aus besseren Handelszeiten.
Aber erstmal gab es mal wieder ein Festival. Wer meint, ich betreibe hier Eventhunting, irrt sich sehr. Es sind eben dauernd ueberall etwas Grosses los. Diesmal war wieder ein Fest zu Shivas und Pavatis Hochzeit. Am Vorabend waren schon Pilger da, die immer alle gerne fotografiert werden wollten. Auf den Fotos stehen immer alle still, um mir im naechsten Moment begeistert die Kamara zu entreissen, um die Fotos auch noch der Oma hinten zu zeigen. Mir war etwas mulmig dabei, aber die Kamera kam immer wieder und die Leute waren sehr gluecklich sich mal auf einem Foto zu sehen.An diesem Tag werden in Hampi die beiden riesigen, massiven Hochzeitswagen an Seilen rennend durch die unbefestigten Strassen gezogen. Hier ist der eine Wagen vor dem Tempel. Er wird vorher geweiht, indem der heilige Tempelelefant drumherum gefuehrt wird. Fuer 2 Rupien segnet einen der Elefant mit dem Ruessel.Hier mein Lieblingsdetail des Wagens: die wilden Hengste die den Wagen ziehen. Dahinter etwas verhangen Shiva unter Blumen.
Bevor es richtig los geht, werden Kokosnusse zertruemmert, entweder wie hier von den Kokosnussknackern, um die Kokosmilch in einer Puja (Opfergabe) zu verwenden. Oder sie werden mit Wucht auf den Boden geschmissen. Das ist ganz schoen beindruckend, wenn dass viele hunderte auf einmal machen.
Wenn die Wagen in einem Affenzahn von hunderten ueber die hoppeligen Stassen gezogen werden, versuchen junge Maenner Bananen in die oberen Fenster des Wages zu werfen, selber hinauf zu klettern oder hinter den Wagen mit "Keil-Baeumen" herzurennen, um den Wagen am zurrueckrollen (=Unglueck) zu hindern. Das alles machen sie um beri ihrer Hochzeit im kommenden Jahr einen guten Griff zu tun.
Am Abend fuhren dann die 10Tausenden mit vollgestopften Bussen, Rikschas oder mit dem Traktoranhaenger wieder zurrueck ins Dorf.
Am anstrengendsten an diesem Tag war, dass wir wenigen Auslaender fuer die Leute hier die Hauptsensation waren. So fragte mich dann auch JEDER: "Wos ju neem?" oder "Wos ju madam?" oder "wer from?", sag ich "Germay" schallt es "langsam, langsam", oder "alles klar" oder etwas gemischt "Guten Danke". Dazu uebt man dann auch gerne das exotische Haendeschuetteln. Nicht falsch verstehen, es ist toll so herzlich empfangen zu werden, und auch toll wie gut viele Englisch, Spanisch und Franzoesisch sprechen ohne einen Tag in der Schule gewesen zu sein. Das Leben als Popstar ist nur etwas ermuedend. Danach waren selbst die heiligen Kuehe muede.
Und "ungeworfene" Bananen gab es danach noch billiger als sonst.
Die religioesen Feste haben hier wirklich Schmackes. Das ist teilweise so wild und extatisch, dass es etwas unheimlich wird. Aber das war wieder mal ein unglaublicher Tag.
Zur Erholung gings mit em Tuktuk am naechsten Tag durch die alten Palaeste und Tempel der Umgebung.
Am naesten Tag ging es mit dem Nachtzug nach Hydererabad. Dort wollte ich den Tag vertroedeln um in der naechsten Nacht weiter nach Varanassi zu fahren.
Diese ueberwiegend muslimische Stadt ist wirklich praechtig. Ueberall schicke Mosheen, nette Leute, gute Saftbuden und Suessigkeitslaeden. Mir scheint, dass die Religionen sich hier alle soweit ganz gut verstehen, zumindest erzaehlen das alle. Hyderbad war auf jeden Fall eine schoene Abwechslung zu dem ganzen Hinduismus, wenn auch genauso reitzueberflutend.
Auf dem Basaren kauften vollverschleierte schwarze Frauen huebschen Glitzerkram und bunte Gewaender, vermutlich fuer zuhause oder unten drunter.
Die Reise waehre auch mit nur einer weiteren Nacht im Zug lang gewesen, aber ich Bloedi hatte uebersehen, dass diese zweite Reise 2 Naechte dauert. So sass ich dann insgesamt 3 Naechte bei ueber 45 Grad im Zug. Kaum jemals war eine Dusche so wilkommen, wie die in Varanassi.