Dienstag, 13. November 2007

Pisco und Isla Ballestas

Vor der Hochzeit hab ich einen zwei Tagesausflug machen, um noch etwas mehr als Lima in meiner ersten Woche Peru zu sehen. Dafür suchte ich mir die Isla Ballestas (scherzhaft: Galapagos für Arme) aus, da mir ja in Ecuador leider für Galapagos die Zeit gefehlt hat.

Dafür wollte ich zwei Tage in Pisco bleiben um von da aus zur nahen Insel zu fahren. Prima Plan, wie vielleicht helleren Köpfchen als ich schon aufgefallen ist. Als ich ankam, fiele es mir auch wieder ein: Pisco war das Epizentrum des verherenden Erdbebens vor knapp 3 Monaten. Und da es fast keine Unterstützung vom Staat und Militär gegeben hat, sah das auch noch grauenhaft aus. Schätzungsweise jedes dritte Haus war eine Ruine oder ein Trümmerhaufen
Wie im Trance trotte ich zu dem Hostal, dass ich mir ausgesucht hatte, dass gerade vor der Wiedereröffnung stand. Der enthusiastische Eigentümer hatte aber auch noch ein paar Gästezimmer in seinem Haus, dass unversehrt war, war sehr froh, dass jemand kam und zeigte mir seine Fotos von der Katastrophe. Er erzählte, dass der Boden so geschwankt hat, dass man sich nicht auf den Beinen halten konnte und dass allein 300 Menschen gestorben sind, die in die Kirche geflohen sind, deren Dach eingestürtzt ist. Ich war so geschockt und beschämt, so naiv dahingereist zu sein. Meinem ersten Impuls so schnell wieder abzureisen wie geht, bin ich aber nicht gefolgt, weil er meinte, sein Schwiegervater würde Touren zu der Isla Ballestas organisieren. Da wollte ich ja auch ursprünglich hin, und mit meiner Abreise hätte ich auch keinem genutzt, im Gegenteil. Vielleicht hätte ich mich auch einfach noch mehr geschämt, einfach wieder abzuhauen, was die Leute da nicht so leicht können...

Das Haus des Schwiegervaters war zusammengestürtzt, ihm und seiner Frau ist aber zum Glück fast nichts passiert. Er brachte mich durch die Stadt zum Hafenbus. Dabei zeigte er mir Baulücken, die 3 Sterne Hotels gewesen waren, die Kirche, von der nur noch die Türme standen, und betonte immer wieder wie froh er ist, dass jetzt die Touristen wieder kommen. Mir standen die Tränen in den Augen.


Im Hafen, von dem die Touren losgingen, eine halbe Stunde von Pisco entfernt, waren dann auch wieder Touristen, die mit Tagestouren von Lima angekarrt wurden, um nichts von der Verwüstung der Gegend zu sehen.

Die Tour zu der Insel war aber trotzdem schön. Es ging vorbei an mystischen Zeichen im Fels, die nur leicht vom Sand bedeckt sind und vermutlich eine uralte Verherlichung von haluzinogenen Kakteen sind. Es gab ganz viele Tiere aus den Nähe vom Schiff aus zu sehen, wie Seelöwen, Piguine, Pelikane, springende Delfine, rot gelbe Krabben und Seevögel in allen Grössen und Schattierungen und Fischer die riesige Kraken aus dem Wasser holten.Das waren ein schöne aber auch sehr bitterer zwei Tage. Ich wäre sicher nicht in das Katastrophengebiet gefahren, wenn ich es gewusst hätte. Aber ich möchte diese Erfahrung, im Nachhinein nicht missen.
Hilfe aus dem Ausland ist wirklich wichtig, denn der Staat Perú hat hier nicht viel getan.


Es hier geht demnächst heiterer weiter, Erikas und Christophs Hochzeit und
Gwen in La Paz, wo ich gerade bin. Es ist wundvoll meinen gossen Schatz wieder zu sehen.
Und nur ganz kurz: Ich bin total stolze Mami, wenn ich sehe wie klasse sie hier zurecht kommt. Macht Euch zuhause keine Sorgen, Gwen ist weiterhin toll wie immer ;-).

5 Kommentare:

Peter hat gesagt…

Ach, Susanne...
Das hört sich ja sehr bewegt an, was Du da erlebt hast.
Das ist sicher nichts, was man planen würde, aber ich schätze, das war - mal wieder - ein eindrückliches Erlebnis.

Viele liebe Grüße, auch an Gwen,
Peter


P.S. DU BIST JETZT TATSÄCHLICH BEI GWEN? Und da hast Du noch keine Fotos eingestellt? Wie stellst Du Dir das eigentlich vor? ;D

Claudia hat gesagt…

ICH VERMISS DICH!!!!
So, das musste mal raus... Das Wetter hier macht depressiv und überhaupt, du fehlst ja schon...!

Trotzdem: genieß die Zeit und sach der Gwen Hallo von mir. Ich drück dich!

Peter hat gesagt…

Hallo, Susanne!

Ich habe gerade vom Erdbeben in Chile gehört. (Und das im Zusammenhang mit Deinem Bericht ist schon gruselig...)
Hier in Deutschland sind die Infos darüber noch nicht sehr umfangreich. Und ich kann die Entfernungen zu Euch in La Paz noch nicht so richtig einschätzen, vermute aber, dass Ihr weit genug weg seid, um nicht zu deutlich die Auswirkungen gespürt zu haben.
Sag doch bitte mal bescheid, wenn Du das nächste Mal an einem Internet-PC bist.

Alles Gute und ich denke an Euch beide,
Peter

Susanne hat gesagt…

Macht Euch keine Sorgen, hier in La Paz war nichts vom Erdbeben zu spüren. Ich drück Euch ;-)
Susanne

Peter hat gesagt…

Danke für die Info! :D

Glücklicher Gruß aus Bonn an die beiden Bonnerinnen in Bolivien,
Peter