Freitag, 2. November 2007

Riobmba und der Zug

Hallo ihr lieben Kommentarschreiber und ihr lieben LeserundSchweiger. Ganz schön still bei Conet, habt ihr gerade Stress? ;-)

Nach dem touristisch sehr erschlossenen Baños, wollte ich gernen noch was "echtes" Südamerika sehen. Dafür war Riobamba eine gute Wahl. Es ist eine 160000 Einwohnerstadt umgeben von riesigen Bergen, die man wenn gerade mal keine Wolken sind von überall sehen kann, wie z.B. den schneebedeckten Chimborazo (höchster Berg von Ecuador, über 6000m, voll der gigantische Brocken!)

In Riobambacity gibt es nichts anderes, soweit ich das in den paar Tagen gesehen habe als Handel. In jedem Haus ist ein Geschäft, dass irgendwelchen Krams verkauft. Dazu riesige Markthallen.


Ausserdem gibt es in Riobamba schöne Parks und Plätze wo sich die Leute treffen zum Plaudern, Sonnen, Salchipapas (Ecuadors Antwort auf die Currywurst, nur ohne Curry) essen, Schuheputzenlassen oder Verschnaufen.
Dort sass ich gerne um etwas Zeitung zu lesen. Die beste, El Comercio, hat gerade mal 2 Seiten internationales, und die auch noch weit hinter "der besten Kinderernährung" u.Ä. Das einzige was es da von Deutschland im letzten Monat zu lesen gab war dass im Osten eine Kirche versetzt worden ist. Muss ja ganz schön friedlich bei euch sein ;-))

Aber zum Zeitungslesen kam ich selten, da die freundlichen, neugierigen Leute ganz begeistert sind, wenn sie mal ne Gringa treffen, die Spanisch kann. Wieviel Kinder, Brüder ich hab, wie alt ich bin und wieviel ich verdiene, ist so dass Standartgespräch. Ausserdem viele Komplimente ob meines aussergewöhnlich schönes Aussehens und viele Angebote mir irgendwas hübsches in der Stadt zu zeigen. Hier wird man echt gehegt und gepflegt. Dabei sind aber aussergewöhnlich wenige Nerver und blöd anmacher dabei.
Manchmal ist einer dabei, der gegen den kulturellen Verfall kämpft. So gibt es in Riobamba kein einziges Kino, kaum zu glauben! Oder einer war schon mal ein paar Jahre in Deutschland, ist jetzt zurück um seinen alten Vater zu pflegen und hat einen kleinen Karton mit 10 Hühnern fürs Dorf gekauft. Das war alles spannend für ein paar Tage.

Aber eines Morgens kamen die Touristen dann doch in Scharen, denn es gibt auch noch eine uralte Bahnstrecke, auf der ein alter Zug 3 mal die Woche fährt. Als normaler Transport wird der selten genutzt ist auch echt sehr klapprig. Aber die Strecke ist wunderbar, die Landschaft wildromatisch und man fährt durch hübsche Indiodörfchen mit buntgekleideten winkenden Leuten und allem möglichen Vieh. Früher fuhr man da auf dem Dach, aber jetzt ist das verboten. 2 Leute wurden da von wildverlegten Elektrokabeln runtergerissen. Also musste man jetzt drinnen sitzen.
Das wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn ich nicht ein Fenster gehabt hätte, dass fast nur aus Strebe bestanden hätte. Dazu sass um mich eine Gruppe von 30 Holländern in Ponchos, die munter Brot und Kaas und Kopjes Koffie verteilten. Der wahre Gruppenreisealptraum! Ich flüchtete auf die Aussenbalkone zwischen den Wagen, aber die wollten dann auch aller raus. Da konnten die Zugleute dann aber nicht mehr richtig an die manuellen Bremsräder. Ich erzählten dem Bremser, dass ich aber drinnen nix sehe. Und so besorgte er mir einen Platz auf dem Wagen, der neue Schwellen auf der Strecke verteilte. Und da konnte ich dann aber richtig gut sehen.
Die Strecke ist grösstenteils in den Fels gesprengt und ging an Lamas und blühenden Kakteen vorbei. Von Zeit zu Zeit fuhr mal ein Passagier mit ins nächste Dorf.

Manchmal wurden Schwellen abgeladen. Steinbrocken auf der Strecke, die frühzeitig gesehen wurden , räumte man schnell weg. Manchmal kam es zu kleinen Entgleisungen, die aber die "Bremser" konnten auch wieder Eingleisen und kleine Schäden beheben. Wenn gerdade nix zu tun war, stapelten sie mir Schwellen, dass ich auch bequem sitze. Machten mich auf sehenwertes an der Strecke (Brückchen unter uns, die so schmal waren, dass man sie vom Zug aus nicht sah, Wasserfälle, die älteste Kirche Ecuadors, interessante Felsen, verlassenen Dörfer) oder erzählten, erzählten, dass beim Bau der Strecke 3000 Sklaven gestorben sind, oder dass sie im Monat 300$ verdienen. Sie wollten alles über den ICE wissen und übers deutsche Eisenbahnnetzt, und über automatische Bremsen in deutschen Zügen. Das bin ich mit Cesar.
Und hier noch ein Bild für die Freunde Susanne mit bekloppten Hüten ;-)
Danach ging es weiter nach Quito, wo ich im stömenden Eisregen Nachts ankam. Und jetzt geht Ecuador auch schon zuende, in ein paar Stunden geht mein Flieger nach Lima. Schnief...

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hi susanne,ich vermute deine kolleginnen und kollegen von conet arbeiten einfach viel und entwickeln langsam auch etwas fernweh-neid,so wie ich,wenn man deine berichte so liest.
manoman fuer diese eisenbahnfahrt hat sich die reise ja schon fast alleine gelohnt!

viel spass in peru

Anton hat gesagt…

Hallöchen Susanne...
freue mich dass du viel spass in meine Stadt hattest. Aber es fehlt mir ein blid von Chimborazo (die schönste berges des welts).Ah! unglaublich ich kenne der Cesar von dem Zug.Auf jeden fall schönen fotos und viele grüsse aus Köln " de mi para ti"
Raúl
Hi Susanne, Julia hier. also so unglaublich ist es auch wieder nicht, Riobamba is ja nun nich so riesig und als reiseleiter.....
was ich sagen muss: deine blogs sind wirklich super, eine wunderbare ecuadorwerbung, und klar dass man dann fernweh bekommt. also gwen sollte sich mal ein beispiel an ihrer mutter nehmen, nein, kleiner witz. ist ja klar dass man über den alltag nicht so viel schreiben kann wie über eine reise.
ach und die schönen fotos, banos war übrigens der ort wo ich am liebsten geheiratet hätte, und zwar genau da wo du als heidi verkleidet auf der alm sitzt. hat leidr nicht geklappt.
außerdem auf diesem wege viele liebe grüße an martin, irmgard, tabea, franka und gwen, werden gleich das filmchen gucken.
ciao julia

Anonym hat gesagt…

Hallo Susanne, hier kommt meine Antwort von CONET :-)) wir können uns im Moment nicht wirklich beklagen, was die Arbeit angeht, aber viel Arbeit ist ja genau so schön wie Urlaub :-))
Ich glaube auch dass so eine Reise mit Sprachkenntnissen das Land erst erfahrbar macht, sonst wäre das wie bei den Touristen, die nur die Farben sehen können. Freue mich, dass Du mit den Bewohnern so gute Erfahrung machst, Du kommst aber schon zurück, oder? Bringst Du uns denn auch Salchipapas mit? Die zeigen wir dann dem Schlemmergrill :-))
Schöne weitere Zeit wünsch ich Dir, alles Gute aus der schönen grauen Heimat, in der bald schon der Fastelovend losgeht...
Christian

Claudia hat gesagt…

Ja, auch ich gebe es zu: mich packt bei jedem Eintrag das große Fernweh. Aber diesmal ist es relativ zu ertragen, weil man kann ja auch erstaunlich was erleben, wenn man einfach mal in Deutschlands Extreme fährt. War über's Wochenende in HH und Lübeck, habe das Meer gesehen, mir den Wind um die Nase wehen lassen und es war wie auf-großer-Reise-sein!!!! Inklusive Jugendherbergsfeeling erster Klasse. Die DJH in Lübeck hat den kompletten Trupp von Jugend Musiziert aufgenommen - ich danke dem Erfinder der Ohrenstöpsel! :)

Werde diese Woche die Fotos hochladen, dann haste auch nochmal was aus DE zu gucken! :)
Lass es dir gut gehen und sammel weiter Abenteuer!

Anonym hat gesagt…

Hallo Susanne, vielen Dank mal wieder für den wundervollen Reisebericht. Ich hoffe, Du kommst gut im nächsten Land an und erlebst auch da ganz viele spannende Sachen. Hier passiert nix spannendes, ich arbeite so vor mich hin, geniesse aber definitiv auch mein Leben. Den ganzen Nov/dez habe ich schon die Wochenenden nahezu ausgebucht - entweder es kommt mich jemand besuchen oder ich fahre quer durch D (derzeit auf dem Plan: Berlin, Konstanz, Frankfurt). Fische und Schnecken sind gesund, wird Zeit dem Filter zu reinigen, denn heute biste genau einen Monat weg.. Viel Spass noch!!!

Claudia hat gesagt…

So, hier neue Impressionen aus der Heimat - also zumindest aus Deutschland ;)
claudiageratz.blogspot.com

Anonym hat gesagt…

Hola Susanne,

nachdem Du Dir die Kamera hast klauen lassen, wollte ich ja schon unken, dass man Dich aus der Bonner Altstadt nicht rauslassen darf, aber ich sehe, dass Du ofenbar doch gut zurecht kommst.

Wir hatten soeben Spanisch und ich fürchte, dass das, was ich dazulerne oder auffrische, sich mit dem die Waage hät, was ich unter der Woche vergesse. Ein klassischer Gleichgewichtszustand.

Im Weinseminar jatten wir bisher Portugal, dann ein wildes Gemisch aus Schweiz, Luxemburg, Libanon und Südarfika, danach Wein und Gesundheizt sowie Weinpaschreie und zuletzt Amerika (Chile, Argentinien, USA). Am interessantesten war die Weinpanscherei, die Weine waren am besten bei Amerika. Da haben wir auch gelernt, dass Chile ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat. Halt Dich also ran, wenn Du dort bist! Aber auch nicht übertreiben - Männer vertragen nämlich 50% mehr Alkohol als Frauen!

Viele Grüße aus dem grauen Bonner Herbst in den Sommer

Gerd