Samstag, 5. April 2008

Radgstan: Jaipur, Puschkar und Jeisalmer

Mein Eindruck von Indien kippt langsam von schrecklich anstrengend zu unglaubliches Wunderland. Das liegt sicher auch daran, dass ich langsam lerne die Nerver von den interssanten Leuten zu unterscheiden. Unglaublich redselig sind sie alle.
In Jaipur war auch am Tag nach dem Farbenfest Holi alles am ausnuechtern, nur die Rikschafahrer nicht. Sobald man sich auf die Strasse traute, hatte man sofort eine Traube Fahrrad und Motorrikschas um sich, die kaum abzuwimmel waren. (und eigentlich dachte ich, ich waehre da schon ganz gut drin) Da half nur Sightseeing. hier der imposante Citypalast. Kino wird hier noch richtig verehrt. Mein erstes Kino war riesig-bombastig, duftet nach Rosen und die etwa 1000 Plaetze sind ueber 4 Vorstellungen ausverkauft. Ich sah den Film " Black and White in search for Harmony", ein 3 stuendigerSelbstmord-Attentaeter-Epos. Ich hatte etwas Sorge, dass das Thema nicht so sehr zum bollywoodmaessigen Tanzen und Singen einlaedt. Aber das war unbegruendet und das ganze Kino sang die Lieder mit. Obwohl der Film in Hindhi war, war die Handlung kristallklar zu sehen und in der Pause haben mir eine neugierige Menschentraube ("was denkt die Touristin wohl ueber unser tolles Kino?") nochmal die Handlung erzaehlt.
Der Hinduismus hat ja unsagbar viele Goetter, die dann auch noch unterschiedliche Erscheinungsformen haben und fuer jeden Geschmack und jede Gelegenheit gibt es Goetter. Die Spiritualitaet hier ist allgegenwaertig. Zum Beispiel steht vor einer schmuddeligen Masala-Tee-Bude ein zweckfreier Bretterverschlag mit einigem Staub und Muell drin. Obwohl gerade ein Bus mit Leuten angekommen ist, die alle gerne einen Tee wollen, haengt der Teekoch in aller Seelenruhe duftende Blumenketten an den Schrein des Teebudengottes und des Bretterverschlaggottes. Dazu zieht er die Schlappen aus und preist den Gott. Muellwegraeumen ist hier anscheinend kaein Bestandteil des Preisens.
Hier dein Tempel des Sonnengottes, der hoch ueber Jaipur trohnt.
Dieses Foto hat der Mann neben mir zuerst mit seiner Kamara machen lassen, um festzuhalten wie er mir einige Goetter als Anstecknadeln schenkt. Die Touristen sind fuer viele Inder genauso interssant wie andersrum. Er hatte zwischen seinen ruinoesen Zaehnen Kautabak Gewuerzmischung und meinte freudestrahlend, dass er auch die 5 Stunden nach Puschkar faehrt und jetzt meine Begleitung waehre. Klang fuer mich eher wie eine Drohung. Aber er kannte genug Geschichten ueber alle Goetter, dass das dann noch ganz nett wurde.
Puschkar ist ein heiliger See mit hunderten Tempeln, einem Dorf voll spirutueller Kiffer und Priester und Yogaschulen mitten in der Steppe. Dort hab ich mich ein paar Tage von den stressigen, dreckigen Grossstaedten der letzten Wochen erholt.
Mein Zimmer war mit Blick auf den wunderschoenen See. Der ist entstanden, weil Brahma gerne eine Manifestation auf der Erde wollte und hier eine Lotusbluete hingeworfen hat. So steht hier der einzige Brama Tempel ueberhaupt. Brahma hat, als seine Frau mal nicht so wollte wie er, einfach ne andere geheiratet. Daraufhin hat sie dafuer gesorgt, dass jeder andere Brama Tempel einstuertzen wuerde.
Die Menschen nehmen betend Baeder und uebergiessen sich mit heiligem Wasser. Viele Priester da sind ganz schoen penetrant und geldgierig, aber ein wirklich weiser, hat mir gezeigt, wie man da Blueten, Reis, Wasser und Farben opfert. Wenn es geklappt hat, sollten alle die ich kenne jetzt ein glueckiches Leben haben. Dabei trinkt man auch einen kleinen Schluck vom Seewasser. Erst anschliessend hab ich gelesen, dass (neben allem anderen) auch Ghandis Asche in den See gestreut wurde. Nun gut, hat zum Gluck nicht geschadet.
Abends waren viele Feste um den See, wo bis spaet in die Nacht monoton bis extatisch gesungen wurde. Nachts heulten die Hunde und morgens um 5 ging dann das Gebimmel in den Tempeln los, dass die Goetter auf die Betenden aufmerksam machen soll. Also so richtig ruhig war es da selten.

Die Frau neben mir hat mir einen Fuss mit Henna Ornamenten bemalt und wollte dafuer gerne ein Bild von sich und ihren Kindern zugeschickt bekommen, hier eins davon. Von da fuhr ich mit dem Sleeperbus nach Jeisalmer. Das ist eine Kombination zwischen Gepaecknetz und Kapselhotel. Man hat eine kleine Box fuer sich, in der ich noch besser geschlafen haette, wenn ich nicht wegen der Schlagloecher oefters mal 30 cm in die Luft geschleudert worden waehre.
Jeisalmer ist eine Stadt mit einem Ford mitte in der Wueste, in der naehe der pakistanischen Grenze. Das Ford sieht so aus als waehre es aus der gelben Erde herrausgeplatzt. Eigentlich ist das hier wohl recht touristisch, aber da es um die 40 Grad war und der Wind heisser und staerker als die meisten Haartrockner, war es recht ruhig hier. Und die Haendler und Guides nervten jetzt zum Glueck nicht wie sonst wo, sondern hatten viel Zeit zum plaudern und Teetrinken. Nach 3 Tagen kannte ich den ganzen Dorfklatsch und hab interssantes ueber das Kastensystem und die arrangierten Hochzeiten gelernt. Die meisten Leute sind stolz auf ihre gute Kaste, welche es auch sei, und finden arrangierte Hochzeiten sehr gut, da ihre Eltern besser wissen was fuer sie gut ist. Schwer nachzuvollziehen, aber unser Art Lebensbeziehungen auf Verlieben aufzubauen, funktioniert ja auch nicht immer so hundertprozentig.
Einen Tag wollte ich gerne in der Wueste schlafen. Das war etwas abenteuerlich, da das Wetter etwas stuermisch heiss war. Mein Kamel, Michale Jackson, hatte schon einige Dorfrennenen gewonnen. Wir waren nur zu 2 mit einem Kamelfuehrer und haben gemeinsam ein tolles Essen gekocht. James aus England hat einen uebeltrockenen Humor, dass wir neben Sternegucken auch noch viel zu kichern hatten.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Susanne, hah- endlich mal wieder erste beim Kommentieren.. Geniesse den Indien-Blog ebensosehr wie die ganzen anderen und mag besonders das Foto mit den Kamelen.. Du gibst Dir echt die vollste kulturelle Droehnung, die man pro Land nehmen kann, was ich sehr bewundere - mir wuerden dazu leider irgendwann die Nerven fehlen. Dein Paket aus Hongkong ist angekommen und schon verteilt - gaaanz vielen Dank für die tollen japanischen Sachen für mich. Das Magnetaquarium wird seinen Weg auf meinen Bueroschreibtisch machen, das lenkt schoen ab. Da liegt auch schon Deine Fidji-Muschel und zusammen mit dem Desktop-Bild Lagune und Palmen ist das schon fast (aber nur fast..) wie Kurzurlaub. Naja, ich bin im Sommer zwei Wochen in Island und im Herbst eine Woche mit Moeppi in Schottland, da freue ich mich auch schon sehr drauf. Ansosnten ist hier alles ok, habe kuerzlich nochmal den Knauber auf neue Aquarienfilter und Fischfutter hin besucht, Aquarium geputzt und mit Deinem Bruder noch einen Posttermin zelebriert (das war wohl der letzte, dann bist Du ja bald schon wieder im Lande). Viel Spass weiterhin in Indien und viele liebe Gruesse, Susi

Anonym hat gesagt…

mein favorit ist diesmal die silouette von jeisalmer. wenn das mal keine gute inspiration fuer n nettes midgard-modul ist!

Anonym hat gesagt…

Hallo Susanne, wenn man sich vorstellt, wie schnell die Zeit Deiner Reise vergangen ist, wird einem ganz schwindelig. Ich werde es sehr bedauern, wenn Du wieder hier bist...blödes grinsen..., denn dann hören die schönen Geschichten auf. Bis ganz bald schon, susita

Peter hat gesagt…

Hallo, Japan - äh - Hongkong - ach neee, Indien!

Jetzt ist aber endlich mal gut...
Kannst Du vielleicht jetzt mal einfach ein paar Wochen bleiben, wo es langweilig ist? Sonst bleibt einem ja gar keine Zeit, *Deine* Eindrücke zu verarbeiten. ;D

Viel Spaß weiterhin, ich freue mich schon auf Dich und gleich bekommst Du eine längere Mail (jedenfalls länger als dieser Kommentar).

Lieber Gruß aus Bonn,
Peter

Anonym hat gesagt…

ohoooooooooooooo wie toolllll ;)
aber bei dem einen bild mit den zwei indie-kids kam mir ein flashback
weisste noch damals thailand/bangok ... du zwischen vielen lustigen thaimaedels hehehehh
ganz viele gruesse aus bolivien!!!